Nach dem Alten forschen heißt das Neue verstehen.
Gichin Funakoshi

Damals galt Karate ausschließlich zur Selbstverteidigung, dann zur Perfektion des menschlichen Charakters und heute ist der Sport fast olympisch. Der Weg der leeren Hand ist vielseitig und wir verbinden das moderne Karate mit dem traditionellen. Während unsere Anfänger Blocktechniken nur zum Schutz vor einem einfachen Angriff nutzen, betrachten unsere fortgeschrittenen Karatekas alles aus einem anderen Blickwinkel.

Wie können wir unsere Techniken auf realistische Angriffe anpassen und anwenden? Diese Frage stellen wir uns oft, denn kaum jemand greift mit einem geraden Fauststoß nach vorne an. In Realität sieht die Anwendung ganz anders aus als im Training. Natürlich will man einen Kampf immer vermeiden und einen Konflikt friedlich lösen, aber sollte eine Auseinandersetzung unumgänglich sein, müssen wir uns schnell und effektiv verteidigen können.

In unserer Gruppe lernen wir, dass jede Bewegung unzählige Interpretationen hat. Zum Beispiel kann ein Block über dem Kopf zwar einen Angriff zum Gesicht vermeiden, aber die Bewegung kann auch ein direkter Gegenangriff sein. Hier kann man kreativ werden und im Training verschiedene Anwendungen ausprobieren und selber zu neuen Erkenntnissen kommen. Die Trainer helfen dabei selbstverständlich und erklären die Grundlagen der Selbstverteidigung, damit alle wissen, worauf sie achten müssen.

Um eine Technik umzuwandeln, muss man sie erst in ihrer Grundform verstehen und beherrschen. Deshalb trainieren wir immer wieder die Grundlagen, damit sich unser Körper an die Bewegungen gewöhnt und sie verinnerlicht.

Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen
Gichin Funakoshi

Wir beginnen und beenden jedes Training mit einer kurzen Meditation, um den Kopf vom Alltag zu befreien, denn ein starker Schlag fängt mit der Entspannung an. Wer innerlich noch bei der Arbeit ist, kann sich nicht auf das Training fokussieren und seine Energie nicht richtig einsetzen.

Die Atmung spielt hier eine wichtige Rolle. Mit der Zwerchfellatmung erreichen wir unsere Körpermitte, wodurch man sich entspannen und sich selber besser kontrollieren kann. Das gilt nicht nur im Karate, denn jeder kann das immer und überall probieren. Wenn man gestresst ist, kann jeder ein paar mal tief durchatmen, um wieder runterzukommen. Durch die richtige Atmung gelingt uns der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung viel einfacher und wir können unsere ganze Energie gezielt einsetzen.

Je besser wir uns selber unter Kontrolle haben, desto einfacher fällt es uns, unseren Gegner zu lesen. Um nun die Balance zwischen den traditionellen und dem modernen Karate zu behalten sprechen sich die Trainer zwischen den Trainingseinheiten ab und passen sich gegenseitig an. So können wir das neu Erlernte beim nächsten Training direkt anwenden.

Um Karate zu erlernen, reicht ein Leben nicht aus, dennoch lernen wir jede Stunde etwas neues und unterstützen uns als homogene Gruppe gegenseitig.